Pu Erh Tee: Ein Jahrgangstee
Tee- und Weinliebhaber haben eines gemeinsam: Sie zelebrieren ihr Lieblingsgetränk und schenken ihm viele Jahre, um perfekt zu reifen. Freunde des Pu Erh Tee, wissen, wovon die Rede ist.
Die Verwandtschaft des Pu Erh Tee zum grünem und schwarzen Tee liegt in ihrer gemeinsamen Herstellung aus der Teepflanze namens Camellia sinesis. Der Pu Erh Tee hat jedoch die Besonderheit, dass er aus einer Unterart dieser Gattung, nämlich der so genannten Qingmao, hergestellt wird. Zum Erstaunen Vieler handelt es sich bei dieser Pflanze keineswegs um einen kleinen, zierlichen Teestrauch, sondern um einen ausgewachsenen Baum, der bis zu 30 Meter hoch und 800 Jahre alt werden kann. Wachsen tun diese wertvollen Bäume in einer Region Chinas, deren markanteste Stadt Pu Erh heißt und unserem beliebten Tee als Namenspate zur Seite steht.
Geschmack braucht Zeit: Der Reifeprozess
Pu Erh ist kein Tee für auf die Schnelle. Nicht nur was die Muße bei seinem Genuss angeht, sondern vor allem für seine Reifeentwicklung will er sich Zeit nehmen dürfen. Traditionell werden die Blätter nach der Ernte gedämpft und anschließend in Form von kleinen Ziegeln oder Fladen mit rund 15 cm Durchmesser gepresst. In speziellen Lagerräumen werden diese Pressungen nun ruhen gelassen. Im Laufe der Zeit bilden sich Mikroorganismen, die die Reifung des Pu Erh ähnlich wie bei einem guten Käse oder Wein, unterstützen. Von fünf bis weit über zehn Jahre kann diese Reifungsphase in Anspruch nehmen. Ebenfalls ähnlich zum Wein ist die Angabe des Jahrgangs auf dem Etikett besonders edler Pu Erh Tee Sorten.
Pu Erh Tee für Eilige
Da Zeit jedoch im sprichwörtlichen Sinne Geld ist und viele Teefreunde sich nicht über Jahre gedulden wollten, ehe sie ihren Lieblingstee in die Tasse bekommen, wurden in den 70er Jahren so genannte Starterkulturen gezüchtet. Es handelt sich um eine Mixtur aus Mikroorganismen, die dem Tee beigegeben werden und so seinen Reifungsprozess unterstützen. Die Dauer von der Ernte bis zum fertigen Genuss kann so auf wenige Monate herunter gesetzt werden.
Vier Aufgüsse, vier Geschmackserlebnisse
Apropos Genuss: Wie man diesen zelebriert, ist abhängig davon, ob man den Pu ErhTee als gewöhnliche Teemischung oder in gepresster Form kauft. Von einem gepressten Fladen werden kleine, etwa Esslöffel-große Stücke mit einem scharfen Messer heraus geschnitten und anschließend mit heißem Wasser übergossen. Es gibt auch Pressungen, die gleich in der gewünschten Portionsgröße kommen. Spannend bei dieser Variante des Tees ist seine mehrmalige Verwendungsmöglichkeit. Bis zu vier Mal lassen sich die Pressungen aufgießen, wobei die Ziehzeit insgesamt kurz (wenige Sekunden genügen) ist, aber mit jedem Aufguss ein wenig länger und der Geschmack jeweils ein wenig individueller wird. Die Bandbreite der dargebotenen Aromen fasziniert Teefreunde beim Pu Erh Tee wohl am meisten: Von mild erdigen Nuancen, über eine hauchzarte, hintergründige Fruchtigkeit bis hin zu einer kräftigen Strenge sind alle Aromen vertreten, die die lange Zeit dem Tee mit auf den Weg gegeben hat.